Faktencheck Intrauterinpessare


Geschichtliche Entwicklung der Spirale

Die Geschichte der Intrauterinpessare oder auch Spirale genannt begann Anfang des 20. Jahrhunderts. Den ersten serienmäßigen Durchbruch machte der deutsche Gynäkologe Ernst Gräfenberg mit seinem Gräfenbergring, einem mit Silberdraht umwickelten Ring, in den 1920ern.

Mit Gold weiter entwickelt, brachte der japanische Arzt Dr. Tenrei Ota das erste Intrauterinpessar nach Japan.

Durch technische Entwicklungen und die Erfindung des Plastik begünstigte sich die Kreation eines Intrauterinpessars in T-Form durch Howard Tatum in den 1960ern. Hier handelte es sich um einen T-förmigen Plastikrahmen, der mit einer Kupferspindel umwickelt war.


T-Spiralen der verschiedensten Formen sind wesentlich größer als der dreidimensional geformte Kupferball

In den 1970ern revolutioniert der Finne Dr. Tapani J.V. Luukkainen die bisherigen Intrauterinpessare aus Metall und/oder Plastik und erfand die Hormonspirale.

 

Im Laufe der 1980er kamen neuerliche Modelle wie die Multi-Load von Willem von Os oder die Flexi-T von Karl H. Kurz auf den Markt.

Die Entwicklung der Kupferkette durch Dirk Wledmeersch, ebenfalls in den 1980ern, trug der Erkenntnis von Karl H. Kurz bei, dass die meisten T-förmigen Spiralen zu Groß für die durchschnittliche Gebärmutter sind.


Kupferspiralen in herkömmlicher T-Form sind verhältnismäßig groß
Der Kupferball hat eine besonders kleine und angenehme Form

Erst im Jahr 2014 änderte sich wieder etwas an den Materialien und der Form der bisher gängigen Spiralen durch die Verwendung von dem aus der Medizin gut bekannten Material Nitinol, der Erfindung des Kupferperlenball durch den israelischen Arzt Dr. Ilan Baram.


Auf die Größe kommt es an

Größe der Gebärmutter

1984 publizierte der deutsche Gynäkologe Karl H. Kurz eine bahnbrechende Entdeckung. Kurz vermaß erstmals die Gebärmuttergröße von 795 Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahre. Darunter waren sowohl Frauen, die noch keine Kinder hatten, als auch solche, die bereits einmal oder mehrmals geboren hatten. Bei dieser Vermessung fand er heraus, dass die Durchschnittsgröße – also die Breite, gemessen von Eileiter zu Eileiter – der Gebärmutter nur zwischen 24 und 26 mm beträgt. [1]

T-förmige Spirale oft zu groß?

Jüngere Studien, die diese Thematik aufgriffen, fanden, dass die herkömmliche Größe von T-förmigen Spiralen um die 30 mm beträgt, und vermuten, dass es aufgrund der Diskrepanz zwischen der Größe der Gebärmutter und der Spirale vermehrt zu Nebenwirkungen wie z.B. Blutungen oder Schmerzen kommen kann bzw. die Verwendung eines Intrauterinpessares deshalb verfrüht abgebrochen wurde. [2][3]


[1] Kurz KH. Cavimeter uterine measurements and IUD clinical correlation. In: Zatuchni GI, Goldsmith A, Sciarra JJ (eds), Intrauterine Contraception: Advances and Future Prospects. Philadelphia, PA: Harper & Row, 1984:142–162.

[2] Berenson AB, Tan A, Hirth JM, et al. Complications and continuation of intrauterine device use among commercially insured teenagers. Obstet Gynecol 2013;121:951–958.

[3] Rasheed SM, Abdelmonem AM. Complications among adolescents using copper intrauterine contraceptive devices. Int J Gynaecol Obstet 2011;115:269–272.

Hormonfreie Verhütung mit Kupfer ist sicher und gut verträglich

Halten Intrauterinpessare, was sie versprechen?

Sichere Langzeitverhütung

Es ist wenig überraschend, doch die meisten Frauen suchen nach einem Verhütungsmittel, das in seiner verhütenden Wirkung verlässlich und generell gut verträglich ist und an welches man idealerweise nicht immerzu denken muss. Dies ergab eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2009, in die fast 11.500 Frauen aus 14 Ländern eingeschlossen wurden. [4]

 

Gerade für diese Wünsche machen Intrauterinpessare durchaus Sinn, wirken sie doch mehrere Jahre lang und zählen sie zu den sichersten unter den Verhütungsmitteln. Aber wie gut wirken sogenannte LARCs (Long-Acting Reversible Contraceptives)?

Spirale – so sicher wie die Pille?

Leider verhindert kein Verhütungsmittel mit 100%iger Sicherheit eine Schwangerschaft. Allerdings zählen Intrauterinpessare zu den sichersten. So zeigt eine Studie aus den USA an über 2.500 Frauen, dass die Schwangerschaftsrate bei Intrauterinpessaren gerade einmal 1 % beträgt. [5]

 

Das entspricht einem Schutz von 99%. Die Pille schützt bei typischer Anwendung gerade einmal zu 91-94 %.

Spiralen verhüten so sicher wie die Pille

[4] Haimovich S. Profile of long-acting reversible contraception users in Europe. Eur J Contracept Reprod Health Care. 2009 Jun;14(3):187-95.

[5] Effects of age, parity, and device type on complications and discontinuation of intrauterine devices. Aoun et al.; Obstetrics & Gynecology (123;3) 2014; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24499755.

Auch sportliche junge Frauen können mit dem Kupferball sicher und hormonfrei verhüten

Was ist mit Nebenwirkungen von Intrauterinpessaren?

Ausstoßung der Spirale (Expulsion)

Auch ist die Nebenwirkung der Ausstoßung (auch Expulsion genannt) ein wichtiges Thema bei Spiralen jeglicher Form. Laut mehreren unabhängigen Studien an insgesamt über 5.000 Intrauterinpessaren kann eine Expulsion im Allgemeinen in 4-11 % vorkommen. Bei gewissen Risikofaktoren wie Alter (Frauen unter 20 Jahre) oder Schwere der Regelblutungen, kann die Ausstoßungsrate sogar 18,8 % betragen. [6]

Wichtig: Kontrolle der Spirale (Intrauterinpessar IUP)

Deshalb sind regelmäßige Kontrollen bei Ihrer Gynäkologin bzw. Ihrem Gynäkologen auch nach der Einlage sehr wichtig.



Falschliegen der Spirale (Malposition)

Malposition (Falschliegen) eines Intrauterinpessars in T-Form (schematische Darstellung)

Bei der Gebärmutterhöhle handelt es sich, wie das Wort „Höhle“ vermuten lässt, um einen dreidimensionalen Hohlraum, in dem ein zweidimensionales T auch einmal falsch liegen kann – vor allem, wenn die Form zu groß für die Gebärmutter ist, dann muss sie ihren Platz erst finden. Ein derartiges Falschliegen wird auch Malposition genannt.

 

Laut zwei Studien aus dem Jahr 2009 [7] und 2011 [8] können T-förmige Spiralen in bis zu 16,8 % der Fälle falsch in der Gebärmutterhöhle liegen, was in Folge zu vermehrten Blutungen oder Schmerzen führen kann. Dies kann eventuell durch kleinere oder andere Formen von Intrauterinpessaren vermieden werden. Regelmäßige Lagekontrollen der Intrauterinpessare sind entscheidend.


Durchstoßen (Perforation)

Perforation (Durchstoßen) der Gebärmutter durch eine T-Spirale (schematische Darstellung)

Eine weitere, allerdings sehr seltene Problematik ist die sogenannte Perforation, also das Durchstoßen der Gebärmutterwand. Wenn so etwas beim Austasten der Gebärmutter mit der Sonde passiert bzw. direkt nach der Einlage durch die Lagekontrolle per Ultraschall festgestellt wird, muss die Spirale sofort gezogen werden. Sollte eine Perforation erst später entdeckt werden oder ist das Intrauterinpessar in die Bauchhöhle gewandert, ist ein operativer Eingriff notwendig. Je nach Produkt kann ein Durchstoßen bei einer von 909 Einlagen [9] bis zu einer von 1.539 Einlagen [10].

Wichtig: Beschwerden mit Ihrem Intrauterinpessar (IUP) abklären lassen

Gehen Sie bitte bei Beschwerden immer so schnell wie möglich zu Ihrem Frauenarzt bzw. Ihrer Frauenärztin.


[6] Association of Age and Parity with Intrauterine Device Expulsion. Madden T, et al. Obstetric & Gynecology. 2014 Oct; 124(4):718-26.; Partial and complete expulsion of the Multiload 375 IUD and the levonorgestrel-releasing IUD after correct insertion. Gabriele S, et al. European Journal of Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology 2008; 137: 92-96.

[7] Three-dimensional ultrasound detection of abnormally located intrauterine contraceptive devices which are a source of pelvic pain and abnormal bleeding. Benacerraf B.R, et al. Ultrasound Obstet Gynecol 2009; 34: 110–115.

[8] Malpositioned Intrauterine Contraceptive Devices: Risk Factors, Outcomes, and Future Pregnancies. Kari P, et al. Obsteric & Gynecology. 2011 Nov; 118(5): 1014-1020.

[9] Heinemann et al. Risk of Uterine Perforation with Levonorgestrel-Releasing and Copper Intrauterine Devices in the European. Active Surveillance Study on Intrauterine Devices. Contraception (2015), doi: 10.1016/j.contraception.2015.01.007.

[10] Auswertung der globalen Vigilanzdaten von 101.583 Einlagen mit dem Kupferperlenball, Stand Q3/2020.